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Koordinationsversagen bei Verbundeffekten

Weber, Linder und Spillecke weisen bei der Koordination durch Selbstabstimmung auf das Koordinationsversagen bei Verbundeffekten hin.

Verbundeffekte führen dazu, dass abgestimmte Aktivitäten zwischen verschiedenen Bereichen bessere Resultate liefert, als unabgestimmtes Verhalten. Die Untersuchungen von Weber, Linder und Spillecke ergeben, dass die Selbstabstimmung insbesondere bei absatzwirtschaftlichen- und produktionswirtschaftlichen Verbundeffekten sowie bei Risiko- und Ressourcenverbundeffekten versagt.[1] Exemplarisch wird im Folgenden das Koordinationsversagen der Selbststeuerung bei absatzwirtschaftlichen Verbundeffekten in Form von Preisbündelung dargestellt. Mit Preisbündelung ist es möglich, unterschiedliche Preisbereitschaften der Konsumenten besser abzuschöpfen.

In dem folgenden Beispiel wird von einem Zwei-Produkt-Unternehmen ausgegangen. Division A verkauft Monitore und Division B Computer. Aus Vereinfachungsgründen wird unterstellt, dass keine Kosten anfallen, sodass der Umsatz dem Gewinn entspricht. Des Weiteren wird von zwei Kunden ausgegangen. Der Erste ist bereit 300 € für den Monitor und 800 € für den Computer zu zahlen. Der zweite Kunde würde den Monitor bis 250 € und den Computer bis 850 € kaufen. Bei einer unabhängigen Preisbestimmung würde Division A 250 € für den Monitor ansetzen und Division B den Computer für 800 € anbieten. Der Gesamtgewinn wäre also 2100 €. Bei einer zentralen Planung könnte ein Paketpreis von 1100 € festgelegt werden und den Gesamtgewinn somit um 100 € auf 2200 € steigern.[2] Es handelt sich um eine Win-Win-Situation, da alle Beteiligten aus der Abstimmung Vorteile ziehen.

Da es sich in diesem Beispiel weitgehend um ein Informationsdefizit der einzelnen Divisionen handelt, könnte dem Problem theoretisch mit einer besseren Informationsinfrastruktur begegnet werden. Dennoch ist effektives Wissensmanagement in der Unternehmenspraxis noch immer ein Schwachpunkt, der nicht alleine durch den Einsatz von Software zu lösen ist. Wissensmanagement erfordert in hohem Maße eine informationsgebende und -nehmende Unternehmenskultur. Die Mitarbeiter müssen bereit sein, ohne direkte Vorteile, Informationen bereitzustellen und bei Bedarf nach Informationen zu suchen.[3]

Ein gutes Informationssystem ist jedoch kein Allheilmittel für Probleme bei Verbundeffekten, insbesondere bei Win-Loose-Situationen. Es ist beispielsweise vorstellbar, dass eine Geschäftseinheit ein „Prestigeprodukt“ des Unternehmens eliminieren will, weil es für seinen Bereich verlustbringend ist. Bei vollständiger Kompetenzübertragung in einem System der selbstabstimmenden Koordination müsste das Produkt theoretisch eliminiert werden, selbst wenn dadurch u.U. das Gesamtunternehmen Schaden nimmt.
Die beschriebenen Beispiele zeigen nur einen kurzen Ausschnitt der Probleme, die bei Beyond Budgeting im Zusammenhang mit Verbundeffekten auftreten können. Sie zeigen, dass die Selbststeuerung bei komplexen Systemen problematisch ist. Gute Informationssysteme können dabei helfen, durch Transparenz die Komplexität zu mindern.